Arbeitsgemeinschaft AIDS-Prävention NRW

EU: 500.000 Männer ohne Zugang zur PrEP

Foto: diesel, photocase.de16. Oktober 2019 - Die Zeitschrift Eurosurveillance berichtet, dass in der Europäischen Union 500.000 Männer, die Sex mit Männern haben, derzeit keinen Zugang zur HIV-Präexpositionsprophylaxe (PrEP) haben, obwohl sie sie sehr wahrscheinlich nutzen würden. Darauf wies das European Centre for Disease Prevention and Control (ECDC) hin. Die entsprechende wissenschaftliche Veröffentlichung von Rosalie Hayes und anderen basiert auf den Daten der Studie EMIS 2017.

In den Ländern der Europäischen Union und des Europäischen Wirtschaftsraums (EU/EWR) ist Sex zwischen Männern der häufigste Übertragungsweg: 2017 waren schätzungsweise 38 Prozent der HIV-Neudiagnosen auf diesen Übertragungsweg zurückzuführen.


Versorgungslücken von bis zu 45 Prozent im Europäischen Wirtschaftsraum

Die Autor*innen der Veröffentlichung verglichen den Anteil derer, die angaben, dass sie die PrEP sehr wahrscheinlich nutzen würden, wenn sie einen Zugang dazu hätten, mit dem Anteil derer, die die PREP derzeit anwenden. Der Zugang zur PrEP ist in den Ländern der EU/des EWR sehr unterschiedlich. Die geschätzten Versorgungslücken lagen zwischen 44,8 Prozent in Russland und 4,3 Prozent in Portugal. Eine Gesamtschätzung der PrEP-Versorgungslücke für die Europäische Union ergab 17,4 Prozent, was 500.000 Männern, die Sex mit Männern haben, entspricht, die mit hoher Wahrscheinlichkeit PrEP verwenden würden, aber derzeit keinen Zugang dazu haben.


Verbesserung des Zugangs für Frauen und heterosexuelle Männer mit hohem HIV-Risiko wichtig

Die Autor*innen heben hervor, dass sie die PrEP-Versorgungslücke nur für Männer, die Sex mit Männern haben, schätzen konnten, weil es für andere in diesem Zusammenhang wichtige Bevölkerungsgruppen keine zu EMIS-2017 äquivalente Datenquellen gibt. Sie empfehlen den nationalen Gesundheitsbehörden, sich auf die Verbesserung der Zugänglichkeit von PrEP für Frauen und heterosexuelle Männer mit hohem HIV-Risiko sowie auf eine Ausweitung der Verfügbarkeit von PrEP insgesamt zu konzentrieren.

Das ECDC empfiehlt den EU-Mitgliedstaaten seit 2015, die PrEP in ihre bestehenden HIV-Präventionsprogramme zu integrieren. Die jährliche Umfrage des ECDC zu den Fortschritten bei der Umsetzung der Dublin Declaration on Partnership to Fight HIV/AIDS in Europe and Central Asia ergab, dass 2019 nur 14 von 53 antwortenden Ländern in Europa und Zentralasien die Kosten der PrEP über ihren nationalen Gesundheitsdienst erstatten.


Mehr zur Veröffentlichung des ECDC lesen Sie unter ecdc.europa.eu.
Die Veröffentlichung von Rosalie Hayes und anderen finden Sie unter eurosurveillance.org.
Mehr zur PrEP finden Sie in unserem Spotlight PrEP.

 

Wussten Sie schon: n = n: nicht messbar = nicht übertragbar?

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