Arbeitsgemeinschaft AIDS-Prävention NRW

Hepatitis C: Rückgang an Diagnosen und Behandlungen

Bild: HCV-Inzidenzen NRW 2020 nach Regierungsbezirk, survstat.rki.de22. Juli 2021 - Im Jahr 2020 wurden 4.542 Fälle von Hepatitis C und damit 23,5 Prozent weniger als im Vorjahr aus ganz Deutschland an das Robert Koch-Institut (RKI) übermittelt. Dies berichtet das RKI anlässlich des diesjährigen Welt-Hepatitis-Tags am 28. Juli im Epidemiologischen Bulletin vom 15. Juli 2021. Der von der World Hepatitis Alliance initiierte Aktionstag bietet Anlass, auf Risiken, Schutz- und Behandlungsmöglichkeiten von Hepatitis-Infektionen aufmerksam zu machen.

Infektionen mit dem Hepatitis-C-Virus verlaufen in den meisten Fällen chronisch und zählen zu den wichtigsten Ursachen von Leberzirrhose und Leberkrebs. Es existiert kein Impfstoff, jedoch seit mehreren Jahren eine hoch wirksame Therapie, die in den allermeisten Fällen zur Heilung führt.

Pandemie-bedingt deutlicher Rückgang an Neudiagnosen

Der nach wie vor häufigste Übertragungsweg ist injizierender Drogenkonsum (63,4 Prozent). Auf injizierenden Drogenkonsum in Haft entfallen 4,4 Prozent und auf mann-männliche Sexualkontakte 5,7 Prozent aller Meldungen mit bekanntem Übertragungsweg. Weitere Übertragungen lassen sich unter anderem auf nosokomiale bzw. Krankenhaus-Infektionen (8,1 Prozent) und Piercings oder Tattoos (5,3 Prozent) zurückführen.

Grundsätzlich sind die Fallzahlen über die Jahre aufgrund von Änderungen in der Falldefinition nur bedingt vergleichbar. Dennoch zieht das RKI einige Faktoren zur Erklärung des deutlichen Rückgangs an Neudiagnosen in 2020 heran. Eine wichtige Ursache kann die Covid-19-Pandemie sein, die zu erheblichen Belastungen des Öffentlichen Gesundheitsdienstes und zu spürbaren Auswirkungen in der Erfassung, Meldung und Übermittlung von anderen Infektionskrankheiten geführt hat. So konnten während des ersten Lockdowns zwischen März und Mai 2020 nur ein Drittel der Sprechzeiten in Leberambulanzen in Deutschland unverändert angeboten werden. Viele niedrigschwellige Beratungs- und Testangebote mussten zeitweise schließen oder ihr Angebot reduzieren. 

Rückgang an Behandlungen gefährdet das Ziel der Eliminierung

Der teilweise eingeschränkte Zugang zur Versorgung schlug sich auch in den Hepatitis-C-Behandlungszahlen nieder. Bereits seit mehreren Jahren ist ein kontinuierlicher Rückgang der Behandlungszahlen zu beobachten, der im letzten Jahr noch deutlicher zutage trat. Nach einem Peak im Jahr 2015 (ca. 20.100 Behandlungen) wurden zuletzt in 2020 ca. 6.500 Personen behandelt. Dies sind 3.300 Personen weniger, als nach Berechnungen des RKI für die Hepatitis-C-Eliminierung pro Jahr bis 2030 notwendig wären.

Auf die Eliminierung der Hepatitis C - das heißt eine Reduktion der Inzidenz um 80 Prozent, eine Reduktion der Todesfälle um 65 Prozent, sowie 90 Prozent diagnostizierte und 80 Prozent therapierte Hepatitis-C-Infektionen - hatte sich die internationale Staatengemeinschaft in 2016 im Rahmen der Nachhaltigen Entwicklungsziele verständigt. Die deutsche Bundesregierung hat die Ziele im Zuge der ebenfalls 2016 verabschiedeten Strategie zur Eindämmung von HIV, Hepatitis B und C und anderen sexuell übertragbaren Infektionen (BIS 2030) bekräftigt.

Laut RKI sind eine solide Datenbasis sowie zielgruppenspezifische Präventions-, Beratungs- und Test- sowie Behandlungsangebote insbesondere für drogengebrauchende Menschen, Inhaftierte und MSM notwendig, um auf dem Weg zur Eliminierung wieder „on track“ zu sein.

Hepatitis C in Nordrhein-Westfalen

Die bundesweite Inzidenz liegt 2020 bei 5,5 HCV-Erstdiagnosen/100.000 Einwohner*innen. Nordrhein-Westfalen liegt 2020 mit einer Inzidenz von 5,8 leicht über dem Bundesdurchschnitt. In NRW wurden 1.048 Neudiagnosen erfasst, dies entspricht einem Rückgang von 20 Prozent gegenüber 2019.

Die Inzidenzen in Nordrhein-Westfalens Kreisen und kreisfreien Städten sind sehr unterschiedlich. Sie reichen 2020 von 0,25 bis zu 27,79. Mehr lesen Sie hier.

 

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