Arbeitsgemeinschaft AIDS-Prävention NRW

Drogenkonsumräume retten auch 2020 Leben

Foto: pixelaway, photocase.de10. Mai 2021 - Die Geschäftsstelle der Suchtkooperation NRW (ehemals Landesstelle Sucht NRW) hat den Jahresbericht 2020 zu Drogenkonsumräumen in NRW veröffentlicht.

Im vorliegenden Bericht sind die Daten von elf Drogenkonsumräume in NRW abgebildet. Erstmals fließen in den aktuellen Bericht auch die Dokumentationsdaten des mobilen Drogenkonsum-Angebots in Köln ein. Die Standorte in Nordrhein-Westfalen stellten in 2020 insgesamt 116 Plätze für den Konsum illegaler Substanzen wie Heroin, Kokain, Amphetaminen oder Benzodiazepinen zur Verfügung.


COVID-19-Pandemie führte zu großen Belastungen

Die COVID-19-Pandemie hat die Nutzung der Konsumräume offensichtlich massiv beeinflusst. So mussten zum Beispiel die Anzahl der Plätze aufgrund des Abstandsgebotes reduziert werden. Spürbar mehr Konsumvorgänge mussten im öffentlichen Raum unter unhygienischen und risikobehafteten Bedingungen stattfinden.

Die Umsetzung der notwendigen Hygienemaßnahmen in den Konsumräumen waren für die Mitarbeiter*innen wie die Nutzer*innen oft eine große Herausforderung. Verunsicherung und Infektionsängste erschwerten die Situation.


Mehr als 20 Prozent weniger begleitete Konsumvorgänge

In 2020 wurden in den elf Drogenkonsumräumen in Nordrhein-Westfalen insgesamt 235.272 Konsumvorgänge erfasst, wovon 206.483 von Männern und 28.789 von Frauen durchgeführt wurden. Im Vergleich zum Vorjahr, in dem zehn Drogenkonsumräume Berücksichtigung fanden, konnten 2020 über 20 Prozent weniger Konsumvorgänge begleitet werden.


Opioid-Konsums nahm weiter ab

Ein Großteil des Konsums fand als Opioidkonsum (65 Prozent) statt, gefolgt vom Kokain- (26 Prozent) und "Cocktail"-Konsum (8 Prozent). Der Anteil des Opioidkonsums nahm trotzdem wie in den Vorjahren weiter ab. Die Anteile des Kokain- und Cocktailkonsums nahmen im Jahresvergleich zu.

In 2020 wurde mit 122.290 Konsumvorgängen (rund 52 Prozent) am häufigsten inhalativ konsumiert. Gleichwohl hat der inhalative Konsum anteilig leicht abgenommen, was aber auch mit der pandemiebedingt geringeren Anzahl der Raucher*innen-Plätze zusammenhängen kann.


Stabilisierende und weiterführende Unterstützung

Im Jahr 2020 wurden darüber hinaus in über 18.000 Fällen ärztliche bzw. medizinische Hilfen, wie beispielsweise Wundversorgung oder Impfung, geleistet. Psychosoziale Interventionen wie Beratung, Krisenhilfe und Krisenintervention wurden in über 16.000 Fällen durchgeführt.

In 2020 sind darüber hinaus über 18.000 Fälle in weiterführende Hilfeangebote des Drogenhilfesystems, wie Notschlafstellen und drogentherapeutische Ambulanzen, vermittelt worden.


Drogenkonsumräume retten Leben

In 280 Fällen kam es 2020 in den Drogenkonsumräumen unmittelbar nach dem Drogenkonsum zu physischen und psychischen Beeinträchtigungen. Mit einem Anteil von 0,12 Prozent der gesamten Konsumvorgänge sind auftretende Drogennotfälle damit im Jahresvergleich weiterhin stabil.

Die Mitarbeiter*innen der Drogenkonsumräume leisteten in allen Drogennotfällen Erste Hilfe. Erforderliche Wiederbelebungsmaßnahmen wurden dabei in zwei Fällen eingeleitet. Neben notärztlichen Hilfen, die in 129 Fällen geleistet wurden, war bei 96 Fällen ein Transport ins Krankenhaus erforderlich.


Den Drogenkonsumraumbericht 2020 finden Sie hier (PDF). Gedruckte Exemplare können Sie in der Geschäftsstelle der Suchtkooperation NRW per Mail bestellen.

 

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