Arbeitsgemeinschaft AIDS-Prävention NRW

Mehr Spätdiagnosen bei Menschen aus Subsahara-Afrika

Foto: lukemarvin, photocase.de2. September 2019 - Menschen aus Subsahara-Afrika sind von HIV-Spätdiagnosen häufiger betroffen. Dies stellte die Schweizer Forscher*in Anna Hachfeld und ihre Kolleg*innen nach einer Auswertung von Daten aus der Swiss HIV Cohort Study und einer ergänzenden Analyse von Interviews fest.

Alle Erwachsenen, die 2009 bis 2012 in die Swiss HIV Cohort Study eingeschlossen waren, wurden um die Beteiligung an der Studie gebeten. Verglichen wurden 221 Personen mit Herkunft aus Subsahara-Afrika mit 950 Personen mit Herkunft aus Westeuropa; Menschen anderer Herkunft wurden von der Auswertung ausgeschlossen. Als Spätdiagnosen wurden definiert: Das Vorliegen AIDS-definierender Erkrankungen oder einer CD4-Zellzahl <350 Zellen/μl zum Zeitpunkt der Diagnose. Die Interviews explorierten insbesondere, welcher Zugang zum HIV-Test bestand, und welche Gründe für eine verzögerte HIV-Testung vorlagen.


Fast zwei Drittel der Menschen aus Subsahara-Afrika waren von Spätdiagnosen betroffen

Die Studie kam zu folgenden Ergebnissen:

  • Die HIV-Infektion wurde bei 64,6 Prozent der Patient*innen aus Subsahara-Afrika und bei 45,8 Prozent der Patient*innen aus West-Europa spät diagnostiziert.
  • In der West-Europa-Gruppe wurden Frauen später als Männer diagnostiziert. In der Subsahara-Afrika-Gruppe bestand kein zeitlicher Unterschied in der HIV-Diagnose zwischen Männern und Frauen. Die Patientinnen mit einer spät diagnostizierten Infektion wurden eher in der Schwangerschaft diagnostiziert, wenn sie aus Subsahara-Afrika stammten (9,1 Prozent der Patientinnen) als aus West-Europa (0 Prozent).
  • Patient*innen mit einer spät diagnostizierten Infektion wurden häufiger von Hausärzt*innen diagnostiziert, wenn sie aus West-Europa stammten (44,6 Prozent), als wenn sie aus Subsahara-Afrika stammten (25,0 Prozent).
  • Ein niedriger Bildungsgrad hatte keinen Einfluss auf eine späte HIV-Diagnosestellung.
  • Patient*innen aus Subsahara-Afrika wussten häufiger als Patient*innen aus West-Europa nicht, dass anonyme HIV-Tests durchgeführt werden können.
  • Die Angst vor den Reaktionen der Familienangehörigen, falls ein Test positiv ausfällt, wurde häufiger von Patient*innen aus Subsahara-Afrika (39,3 Prozent) als von Patient*innen aus West-Europa (21,7 Prozent) als Grund für einen verspäteten HIV-Test berichtet.
  • 26,1 Prozent der Patient*innen aus Subsahara-Afrika hatten Angst, mit einem positiven Testergebnis aus der Schweiz ausgewiesen zu werden.

Eine kurze deutsche Zusammenfassung der Studie finden Sie unter shcs.ch. Eine ausführlichere englische Auswertung finden Sie unter shcs.ch.


Erschwerter Zugang auch in Deutschland

In Deutschland entfallen 10 bis 15 Prozent der HIV-Neudiagnosen auf die Gruppe der Migrant*innen aus Subsahara-Afrika. Auch hier erfolgen die HIV- Diagnosen häufig später. Welche Präventionsbedürfnisse und -bedarfe bei Menschen aus Subsahara in Deutschland bestehen, hat die KABP-Studie mit HIV- und STI-Testangebot bei und mit in Deutschland lebenden Migrant/innen aus Subsahara-Afrika des Robert Koch-Institutes beforscht. Die Arbeitsgemeinschaft AIDS-Prävention hat ein INFO zur Studie erstellt. Sie finden es hier.

 

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