Arbeitsgemeinschaft AIDS-Prävention NRW

Zum Tod von Klaus-Peter Hackbarth

21. November 2013 - Gestern ist Klaus-Peter Hackbarth, Geschäftsführer der AIDS-Hilfe Essen und ehemaliger Vorstandsvorsitzender der Aidshilfe NRW im Alter von 57 Jahren verstorben.

Die AIDS-Arbeit in Nordrhein-Westfalen wird nun ohne diesen kreativen Kopf und streitbaren Geist auskommen müssen.


Einsatz für Solidarität

2010 schrieb er in einer Vorstandskolumne der Aidshilfe NRW: "1985? Können Sie sich daran noch erinnern? Die Bundesgesundheitsministerin setzte auf Information: Jeder und jede fand die erste Broschüre der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung zum Thema Aids im Briefkasten. Dies war aber nur eine Seite der damaligen gesellschaftlichen Wirklichkeit. Andere glaubten, mit Zwangsmaßnahmen und Isolation sei Aids beizukommen. (...) Das war nicht unsere Vorstellung von Zukunft. Wir wollten, dass Menschen mit HIV und alle besonders von HIV bedrohten Menschen mitten im Leben und mitten in der Gesellschaft bleiben.

Für die Anerkennung der Eigenverantwortlichkeit und für die Solidarität mit Menschen mit HIV haben wir uns daher auch massiv eingesetzt. In diesem fundamentalen Konflikt der Aidspolitik der 80er Jahre hat sich die Mehrheit für einen humanen Politikansatz entschieden, der auch heute noch die Grundlage der aidspräventiven Maßnahmen in Deutschland bildet."


Brav sein war für ihn keine Lösung

Weiter schrieb er: "Hatten wir damit alles gewonnen? Bei weitem nicht! Die bürgerliche Mitte wollte zwar keine Zwangsmaßnahmen, hätte es aber gerne gesehen, wenn wir als Dank für ihre Solidarität braver geworden wären. Auch heute würden es viele begrüßen, wenn alle schwulen Männer monogam lebten, alle Junkies mit Rotwein und Zigaretten statt Heroin zufrieden wären, wenn positive Frauen aufs Kinderbekommen verzichteten, und sich alle Menschen mit HIV möglichst früh in Therapie begäben."


Mitten im Leben ist es anders

Ihm war auch klar: "Mitten im Leben ist es aber anders: Schwule Männer haben den Sex, den sie haben wollen. Menschen spritzen sich Drogen – auch in Haft. Mitten im Leben erfüllen sich positive Frauen ihren Kinderwunsch. Und mitten im Leben will jeder Mensch mit HIV nach seinen Maßstäben entscheiden, wann er mit der Therapie beginnt.

Unsere Aufgabe ist es, uns für die Anerkennung dieser Lebenswirklichkeiten einzusetzen, und den Menschen individuell angemessene Präventionsangebote zu machen. Darüber hinaus gilt es, die Lebensbedingungen der besonderes bedrohten Gruppen so zu gestalten, dass sie dem Schutz der eigenen Gesundheit möglichst förderlich sind."

Dem ist nichts hinzuzufügen.

 

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