Arbeitsgemeinschaft AIDS-Prävention NRW

Syphilis in Deutschland 2019: Neuer Höchststand

Foto: epert, photocase.de4. Dezember 2020 - Das Robert Koch-Institut hat gestern sein Epidemiologisches Bulletin zur Syphilis veröffentlicht.

Im Jahr 2019 wurden dem RKI 7.889 Syphilis-Fälle gemeldet, dies entspricht einer Steigerung von 7,2% im Vergleich zu 2018 und einem Höchststand seit Einführung des Infektionsschutzgesetzes (IfSG) im Jahr 2001.


Geographische Verteilung

 Die bundesweite Syphilis-Inzidenz lag 2019 bei 9,5 Fällen pro 100.000 Einwohner*innen. Die Inzidenz in Nordrhein-Westfalen lag mit einem Wert von 11,4 leicht über dem Bundesdurchschnitt. Vergleichsweise hohe Inzidenzen von über 20 Fällen pro 100.000 Einwohner*innen waren in verschiedenen Städten zu verzeichnen, innerhalb von NRW in Köln (57,8) und Düsseldorf (24,7). Relative Anstiege von über 25% im Vergleich zu 2018 wurden aus Bochum (+ 63,7%), Wuppertal (+ 41,1%) und Köln (+ 35,4%) gemeldet. 


Infektionsrisiken

Der Anteil von Männern, die Sex mit Männern haben (MSM), an allen Meldungen mit bekanntem Infektionsweg beträgt 85,9%. Dieser Anteil ist in den letzten Jahren leicht angestiegen. In Nordrhein-Westfalen war sowohl der relative Anstieg (+ 13,5%) als auch der Anstieg in absoluten Zahlen (+ 154 Fälle) bei MSM relevant.

Über heterosexuelle Kontakte wurden 14,1% aller gemeldeten Fälle mit bekanntem Infektionsweg übertragen. In fünf Bundesländern stiegen die Zahlen im Vergleich zu 2018 an, so auch in NRW (+ 15,3%). Von allen heterosexuellen Kontakten wurde für 56 Meldungen (6,4%) Kontakte zu Sexarbeiter*innen angegeben. Dies betraf ausschließlich Männer. Für 15 Meldungen (1,7%) wurde die Ausübung von Sexarbeit als Infektionsweg angegeben, dies betraf überwiegend Frauen.

Die Zahl der Mutter-Kind-Übertragungen lag von 2001 bis 2018 jeweils bei ein bis sechs Fällen. Im Jahr 2019 wurden drei Syphilis-Fälle bei Neugeborenen gemeldet.


HIV-Koinfektionen und PrEP-Gebrauch

 Bei einem Drittel aller gemeldeten Syphilis-Fälle wurde eine HIV-Koinfektion angegeben. Der Anteil von HIV-Koinfektionen war am höchsten bei MSM (44,3%), gefolgt von heterosexuellen Männern (10%) und heterosexuellen Frauen (0,7%). Deutlich seltener wurden Koinfektionen mit anderen sexuell übertragbaren Infektionen (STI) berichtet. Die Zahlen sprechen laut RKI für ein relevantes Infektionsgeschehen, aber auch dafür, dass STI-Screening-Angebote für MSM mit HIV-Infektion Wirkung zeigen.

Der Einfluss der PrEP (HIV-Präexpositionsprophylaxe) auf das Syphilis-Infektionsgeschehen sei noch nicht ablesbar, da die PrEP erst Ende 2019 als Kassenleistung eingeführt wurde. Ein Effekt sei in zwei Richtungen denkbar: Zum einen könne durch PrEP-bedingten Verzicht auf Kondome das Risiko für andere STI, so auch für Syphilis, steigen. Zum anderen können durch das STI-Screening im Rahmen der regelmäßigen PrEP-Untersuchung Syphilis-Infektionen früher diagnostiziert und behandelt werden, dies könne mittelfristig zu einem Rückgang der Inzidenz führen.


Empfehlungen

  • Es besteht weiterhin die Notwendigkeit einer frühzeitigen Diagnose und Behandlung
  • Hierzu sind sollten alle zur Verfügung stehenden Instrumente genutzt werden, dies sind vor allem zielgruppenspezifische Präventionskampagnen (insbesondere für MSM und PrEP-Nutzer*innen) und niedrigschwellige Beratungs- und Testangebote sowie Behandlungsangebote
  • Als eine besondere Erleichterung für niedrigschwellige Beratungs- und Testangebote sei der Wegfall des Arztvorbehalts auf Syphilis- (sowie HIV- und Hepatitis-C-)-Schnelltests zu nutzen


Das Epidemiologische Bulletin des RKI vom 3. Dezember 2020 finden Sie unter rki.de.

Detailzahlen zu Nordrhein-Westfalen 2019 (Stand: 20.10.2020) finden Sie hier.

 

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