Arbeitsgemeinschaft AIDS-Prävention NRW

Studie der aidshilfe dortmund zu Hepatitis C

aidshilfe dortmund: we care3. August 2020 - Hepatitis C ist eine der zentralen Herausforderungen in der Drogenhilfe, ist doch ein Großteil der Klientel von dieser häufig chronischen und damit lebensbedrohlichen Infektion betroffen. Die aidshilfe dortmund hat eine eigene qualitative Studie mit dem Titel "we care" durchgeführt, um ihre Angebote noch wirksamer ausrichten zu können. Der Abschlussbericht wurde nun veröffentlicht. Die Studie wurde von einem externen Expertengremium (Dr. Stefan Christensen, Prof. Dr. Jens Reimer, Dirk Schäffer) begleitet und von der Gilead Sciences GmbH unterstützt.


15 Interviews in zwei niedrigschwelligen Einrichtungen

In die Studie gingen Befragungen von 15 drogengebrauchenden Personen ein. Die Interviews wurden in zwei niedrigschwelligen Drogenhilfeeinrichtungen durchgeführt, in der von der aidshilfe dortmund betriebenen Drogenhilfeeinrichtung kick sowie dem Kontaktladen von Vision in Köln, um ein möglichst alltagsnahes Setting zu ermöglichen. Zur Anwendung kamen problemzentrierte Interviews, die mit Hilfe von Leitfäden geführt wurden.

Befragt wurden sowohl

  • Personen, die auf HCV positiv getestet wurden und sich behandeln lassen/ließen
  • Personen mit einem aktuellen, positiven Testergebnis, die sich bislang noch nicht haben behandeln lassen
  • auf HCV ungetestete Personen


Gesundheitsförderung in den Vordergrund stellen und mehr Partizipation ermöglichen

Aus den Auswertungen der Interviews folgern die Studiendurchführenden, Willehad Rensmann und Matthias Seng:

  • Die noch immer hohen Raten HCV-positiver und unbehandelter Drogengebraucher*innen sind kein medizinisches, sondern ein strukturelles Problem.
  • Insbesondere mangelt es am nötigen Bewusstsein in Drogenhilfe und Suchtmedizin, das Thema HCV adäquat anzusprechen und anzugehen, und so den bislang Unversorgten lebensweltorientierte Zugänge zu den entsprechenden Angeboten und damit die Realisierung des Grundrechts auf Versorgung zu ermöglichen.
  • Auch sind die bereichsübergreifende Kooperation sowie partizipative Ansätze nur schwach ausgeprägt, obwohl gerade dort enorme Potenziale liegen.
  • Selbstkritisch ist zu konstatieren, dass Suchtmedizin und Drogenhilfe, inklusive der niedrigschwelligen und akzeptanzorientierten Einrichtungen , mit der konzeptionellen Entwicklung und praktischen Ausgestaltung von Gesundheitsförderungs- und Infektionspropyhlaxemaßnahmen nach wie vor erhebliche Probleme haben.
  • Letztlich braucht es einen grundsätzlichen Paradigmenwechsel von der Drogenhilfe und Drogenberatung zur Gesundheitsförderung und Gesundheitsberatung.
  • Im Sinne von "health first" sollten nicht das Konsum- oder Abhängigkeitsverhalten isoliert als erstes adressiert werden, sondern ist die Perspektive zu öffnen und gemeinsam mit dem Drogengebrauchenden zu eruieren, wo die individuellen Prioritäten einer bedürfnisorientierten Gesundheitsförderung liegen.
  • Für eine "serviceorientierte Gesundheitshilfe" mit partizipativen Elementen kann der Auseinandersetzung mit dem Thema HCV eine Katalysatorfunktion zukommen.

Die Pressemeldung der aidshilfe dortmund finden Sie hier (PDF).

Den Abschlussbericht zur Studie finden Sie hier (PDF).

 

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