Arbeitsgemeinschaft AIDS-Prävention NRW

Abschlussbericht der MiSSA-Studie des Robert Koch-Institutes

Foto: lukemarvin, photocase.de28. November 2017 - Die Studie des Robert Koch-Institutes mit HIV- und STI-Testangebot bei und mit in Deutschland lebenden Migrant*innen aus Subsahara-Afrika (kurz: MiSSA-Studie) wurde zwischen 2014 und 2017 durchgeführt und heute veröffentlicht.

Migrant*innen aus Subsahara-Afrika wurden in sechs Städten Deutschlands, auch in der Rhein-Ruhr-Region, zu Wissen, Einstellungen, Verhalten und Praktiken in Bezug auf HIV, virale Hepatitiden und andere sexuell übertragbare Infektionen (STI) befragt.

3.040 Fragebogen konnten in die Auswertungen einbezogen werden. Die sechs häufigsten Geburtsländer der Teilnehmer*innen waren Ghana, Nigeria, Kamerun, Deutschland, Togo und Kenia.


Kooperation und Partizipation ermöglichten den Zugang

An der Studie waren eine Vielzahl von Akteur*innen beteiligt: Neben Aidshilfen und anderen freien Trägern, Gesundheitsämtern, Wissenschaftler*innen und Schwerpunktärzt*innen vor allen Vertreter*innen aus verschiedenen afrikanischen Communities in Deutschland, die die Studie partizipativ begleitet haben und darüber hinaus als Peer Researcher tätig wurden.


Prävention zu HIV, STI und Hepatitiden verknüpfen und Kommunikation in den Communities befördern

Einige der Schlussfolgerungen aus der Studie wollen wir Ihnen hier präsentieren:

  • Der Fokus der Präventionsarbeit für und mit Migrant*innen aus Subsahara-Afrika sollte nicht nur auf HIV liegen, sondern auch virale Hepatitiden und STI mit einbeziehen.
  • Gleichzeitig sollte zunächst auch Grundwissen zum Körper vermittelt werden, um auch spezifischere Informationen verstehen zu können.
  • Informationen zur Situation in Deutschland in Bezug auf HIV, dass eine HIV-Infektion allein keinen Ausweisungsgrund darstellt sowie die Information, dass es in den Gesundheitsämtern anonyme und kostenlose Testangebote gibt sollten weit gestreut und verbreitet werden, da sie Barrieren zur Testung darstellen können.
  • Auch das Thema Stigmatisierung und Diskriminierung sollte im Kontext von Präventionsarbeit adressiert werden; ein diskriminierungsfreier Umgang mit dem Thema HIV im speziellen, aber auch Sexualität im Allgemeinen sollte angestrebt werden. Hierdurch könnten sexuelle Risiken besser angesprochen werden, was insgesamt dazu beitragen würde, die eigene Risikowahrnehmung zu schärfen.
  • Zur Verbesserung der Testangebote und damit verbunden zur Erhöhung der Testraten sollte die Ärzteschaft einbezogen werden, da sie den am häufigsten gewünschten Testort darstellt. Testangebote sollten künftig mit Impfangeboten verknüpft werden.
  • Eine Barriere zur Testung stellen oftmals fehlende Behandlungsoptionen dar, insbesondere für Menschen ohne regulären Zugang zum Gesundheitssystem. Wenn die Behandlung im Falle positiver Testergebnisse nicht gesichert ist, ist es für Individuen, aber auch für Teststellen wenig sinnvoll, überhaupt zu testen.
  • Weiterhin wurde deutlich, dass mit Präventionsangeboten gezielt spezifische Gruppen angesprochen werden sollten, wie z.B. kürzlich Migrierte oder Migrant*innen mit geringerem sozioökonomischen Status oder auch Jüngere. Zwar bevorzugten alle Subgruppen für die Vermittlung von Informationen zu HIV und anderen STI (medizinisches) Fachpersonal. Gleichzeitig wünschten sich jüngere Befragte aber auch Informationen über neue Medien oder Befragte mit weniger hoher Bildung Informationen von Personen aus ihrem Umfeld.
  • Gleichzeitig stellte (medizinisches) Fachpersonal die präferierte Informationsquelle für Themen sexueller Gesundheit dar. Informationsveranstaltungen mit Expert*innen in den Communities würden als Zeichen der Wertschätzung wahrgenommen und sollten angeboten werden.
  • Die Ergebnisse machten darüber hinaus deutlich, dass es wichtig ist, in den Communities über Themen sexueller Gesundheit zu sprechen. Peer Researcher könnten hierzu einen wichtigen Beitrag leisten. Sie sollten für die Präventionsarbeit als Gesundheitsbotschafter*innen qualifiziert und stetig beschäftigt werden, ihr Wissen um Strukturen und ihre Erfahrungen aus der Communityarbeit sind für künftige Präventionsstrategien für Migrant*innen aus Subsahara-Afrika unerlässlich.
  • Die Durchführung der vorliegenden Studie zu sexueller Gesundheit mit Migrant*innen aus Subsahara-Afrika war nur möglich, weil Partizipation von Anfang an ermöglicht wurde und Menschen aus der "beforschten Gruppe" ihr Wissen, ihre Ideen und auch ihre Bedenken einbringen konnten.

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