Arbeitsgemeinschaft AIDS-Prävention NRW

Neue Entwicklungen zur Syphilis 2017

Foto: stm, photocase.de16. November 2018 - Das Robert Koch-Institut (RKI) hat gestern sein Epidemiologisches Bulletin zur Syphilis veröffentlicht.

Im Jahr 2017 wurden dem RKI aus ganz Deutschland 7.476 Syphilis-Fälle gemeldet, die den Fallkriterien des Instituts entsprachen. Die Anzahl der Meldungen stieg im Vergleich zu 2016 um 4,2 Prozent. Damit setzt sich der seit 2010 beobachtbare Anstieg der Fallzahlen weiter fort, wenn auch nicht in gleichem Umfang wie in den Vorjahren.


Geografische Verteilung

Bundesweit lag die Syphilis-Inzidenz im Jahr 2017 bei 9,1 Fällen pro 100.000 Einwohner*innen. Leicht höher als im Bundesdurchschnitt lag die Inzidenz in Nordrhein-Westfalen. Vergleichsweise hohe Inzidenzen von über 20 Fällen pro 100.000 Einwohner*innen waren in nordrhein-westfälischen Städten in Köln und Düsseldorf zu verzeichnen. Relative Anstiege von über 50 Prozent zwischen 2016 und 2017 in nordrhein-westfälischen Städten mit mehr als 30 gemeldeten Infektionen wurden aus Bonn und der Städte-Region Aachen berichtet.


Infektionsrisiken

Der Anteil der Fälle, die vermutlich über sexuelle Kontakte zwischen Männern übertragen wurden, betrug 83,5 Prozent und blieb damit im Vergleich zu den Vorjahren stabil. Der Anteil heterosexueller Übertragungen lag bei 12,0 Prozent und damit ebenfalls stabil zum Vorjahr. Der absolute Anstieg von Meldungen von Schwulen und andere Männern, die Sex mit Männern haben, (MSM) fiel 2017 weniger stark als in den Vorjahren aus. Die Zahl von Meldungen mit Angabe eines heterosexuellen Infektionsrisikos stieg 2017 für Meldungen von Männern leicht an und fiel für Meldungen von Frauen leicht ab.

Der Anteil von Diagnosen, die erst nach über einem Jahr gestellt lag bei Frauen bei 19,1 Prozent (Vgl. Schwule und MSM mit HIV-Diagnose 5,8 Prozent, bei HIV-negativen Schwulen und MSM 7,0 Prozent, bei heterosexuellen Männern bei 11,7 Prozent.

Bei 55 Meldungen mit Angabe eines heterosexuellen Infektionsrisikos wurden im Jahr 2017 Kontakte zu Sexarbeiter*innen angegeben (5,9 Prozent). Dies betraf ausschließlich Meldungen von Männern, der Anteil blieb im Vergleich zum Vorjahr stabil. Bei 23 Meldungen mit Angabe eines heterosexuellen Infektionsrisikos wurde Ausübung von Sexarbeit angegeben. Dieser Anteil von 2,5 Prozent stieg gegenüber dem Vorjahr leicht, mit einem Frauenanteil von 95,7 Prozent.

Die Zahl der bei Neugeborenen bzw. Kindern diagnostizierten Fälle von konnataler Syphilis lag in den Jahren 2001 bis 2004 gleichbleibend bei sieben Fällen pro Jahr. In den Jahren 2005 – 2013 wurden jeweils zwischen einem und fünf Fälle konnataler Syphilis bei Neugeborenen gemeldet. Im Jahr 2014 gab es keine Meldung konnataler Syphilis, in den Jahren 2015 bis 2017 wurden jeweils drei Fälle berichtet.


Empfehlungen

Auf dem Hintergrund dieser und weiterer Entwicklungen empfiehlt das RKI:

  • Weiterführung und Intensivierung einfach wahrnehmbarer Testangebote auf Syphilis in Deutschland, insbesondere für Schwule und andere MSM
  • Sensibilisierung betroffener Personenkreise für die Notwendigkeit eines Tests, insbesondere Frauen, aber auch Teilgruppen heterosexueller Männer sowie Schwuler und anderere MSM
  • Etablierung eines ausreichend häufigen Screenings auf Syphilis und anderer wichtiger sexuell übertragbarer Infektionen (STI) im Rahmen der HIV-Präexpositionsprophylaxe (PrEP) für sexuell aktive, HIV-negative Schwule und andere MSM
  • Aufrechterhaltung einer ausreichenden Test-Motivation bei PrEP-Nutzern mittels Aufklärung durch deren Behandler*innen sowie mit Hilfe geeigneter Materialien
  • Ein regelmäßiges, risikoadaptiertes Screening auf Syphilis und andere STI für sexuell aktive, HIV-negative Schwule und MSM ohne PrEP-Gebrauch sowie HIV-positive Schwule und andere MSM
  • Empfehlung, zur Verminderung des Infektionsrisikos für eine Syphilis Kondome zu verwenden, auch wenn der Gebrauch von Kondomen den Erwerb einer Syphilis-Infektion wie auch anderer STI außer HIV nur teilweise verhindern kann, da diese auch extragenital, etwa über die orale Schleimhaut, übertragen werden können.
  • Weiterführung bzw. Ausbau zielgerichteter Angebote für Heterosexuelle, sowohl im Rahmen von Beratungs- und Testangeboten für Sexarbeiter*innen als auch für Freier, in den entsprechenden Settings
  • Aufrechterhaltung existierender Maßnahmen zum Screening auf und der Behandlung von Syphilis in der Schwangerschaft


Das Epidemiologische Bulletin des RKI vom 15. November 2018 finden Sie unter rki.de.

Detailzahlen zu Nordrhein-Westfalen 2017 (Stand: 23.07.2018) finden Sie hier.

 

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